Unsere Ideen zur Entwicklung des ehemaligen Güterbahnhofs

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Die Stadt Köln, und mit ihr der Bezirk Ehrenfeld, steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen:

Ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum mit entsprechenden Forderungen nach neuem Wohnraum und Arbeitsplätzen. Gleichzeitig eine stattfindende Gentrifizierung, d. h. Vertreibung angestammter Bevölkerungsgruppen und einer Verdrängung ärmerer Bevölkerungsschichten an den Stadtrand. Dazu kommt der demographische Wandel mit einem starken Anstieg der Zahl von SeniorInnen und entsprechenden Anforderungen an die Infrastruktur.

Eine der größten Herausforderungen wird sicher die Anpassung der Stadt an den kommenden Klimawandel. Sowohl lang andauernde Trocken- und Hitzeperioden, als auch zunehmende Starkregenereignisse erfordern Anpassungen im Bestand, besonders aber auch bei der Planung und Realisierung von Neubaugebieten.

Das Projekt „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ wurde vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz mit dem Deutschen Wetterdienst in enger Kooperation mit der Stadt Köln und den Stadtentwässerungsbetrieben Köln durchgeführt. In dem seit Sommer 2013 vorliegenden Abschlussbericht sind die wesentlichen Methoden und Ergebnisse beschrieben. Darauf basierend werden Empfehlungen für eine klimawandelgerechte Stadtentwicklung gegeben.

Diese Empfehlungen sind bei der nun anstehenden Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld unbedingt zu berücksichtigen. Das neue Quartier könnte eine Art Pilotprojekt für zukünftige Bauvorhaben ähnlicher Art in Köln werden.

Von den Empfehlungen besonders hervor zu heben sind an dieser Stelle eine massive Durchgrünung des gesamten Areals in einer Kombination aus großkroningen Laubbäumen, Fassadenbegrünungen und intensiven Dachbegrünungen. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die Ausrichtung der Gebäude nicht einer optimalen Durchlüftung des Areals im Wege steht. Regenwasser sollte in Zisternen gesammelt werden und sowohl zur Bewässerung der Grünanlagen als auch zur Brauchwassernutzung dienen.

Verkehrsflächen sind möglichst klein zu dimensionieren und sind, wenn überhaupt in hellem Asphalt auszuführen. Das Viertel sollte oberflächig nicht vom Automobil dominiert werden. Falls das neue Quartier nicht autofrei ist, sollten vorhandene Autos in Tiefgaragen untergebracht werden, welches die Freiraumqualität merklich erhöht. Dass das Parken aus dem öffentlichen Raum verschwinden soll, ist eine Forderung der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS), welcher die Stadt Köln angehört.

Insgesamt ist nach Möglichkeit eine dezentrale Ver- und Entsorgung des Quartiers anzustreben. Eine besondere Bedeutung kann dabei dem „Urbanen Gärtnern“ zukommen. Die lokale Produktion von Lebensmitteln führt zu einer Sensibilisierung der Anwohnerschaft in Bezug auf ein umweltverträgliches Wirtschaften und ist ein direkter Beitrag zum Klimaschutz.

Unser Angebot und Ideen zum urbanen Gärtnern

Die Gartenwerkstadt Ehrenfeld e.V. hat sich intensiv darüber Gedanken gemacht, welchen Beitrag sie leisten kann, um die oben genannten Ziele zu erreichen. Aus unserer Sicht trägt das Urbane Gärtnern viele der genannten Aspekte in sich. Wir bieten an, das urbane Gärtnern auf der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs von Ehrenfeld zu etablieren. Die Entwicklung des Geländes bietet die einmalige Chance das urbane Gärtnern direkt am Anfang in die Planungen mit einzubeziehen. Durch das urbane Gärtnern können sich die neuen Nachbarn kennen lernen, die Nachbarschaft kann dadurch näher zusammen wachsen und es können gemeinschaftliche Ideen zu einer weiteren Gestaltung des neuen Quartiers entstehen.

1. Unser Angebot im Detail

  • Wir bieten an, das Urbane Gärtnern auf der Fläche zu organisieren und für die Pflege der entsprechenden Flächen zu sorgen.
  • Der Verein möchte die zukünftige Nachbarschaft zum Mitmachen einladen und motivieren. Durch regelmäßige Workshops möchten wir unerfahrene Menschen im Gärtnern schulen und die Stadt Köln bei der Umweltbildung unterstützen.
  • Wir möchten auf dem Gelände ein Kinderprogramm zum Gärtnern anbieten.

2. Urbanes Gärtnern auf Freiflächen

Statt langweiliger Schotter- oder Rasenflächen können folgende Elemente in Freiräume eingegliedert werden, die gemeinschaftlich bewirtschaftet werden. :

  • Hochbeete
  • Kräuterspiralen
  • Obstbäume mit Kräuterunterpflanzungen
  • Urbanes Gärtnern auf Dachflächen
  • Vertikales Begrünen/Gärtnern (z. B. Weinanbau)

Die nötige gärtnerische Infrastruktur (Zisternen, Wasser- und Stromanschlüsse, Räume für Gartengeräte, etc.) sollte bei der Planung direkt berücksichtigt werden.

3. Gärtnern auf dem Lärmschutzwall

Es ist zu prüfen, inwiefern ein Gärtnern auch auf der Südseite des Lärmschutzwalls möglich ist.

Auf der Nordseite wären folgende Möglichkeiten denkbar:

  • Direkt an der auf dem Wall errichteten Mauer könnten Beete mit schattenverträglichen Pflanzen und Beerensträucher entstehen.
  • Eine Mauer auf dem Wall könnte Licht durchlassen.
  • Mit entsprechendem Abstand zur Mauer kann auch ein normales Gärtnern stattfinden.
  • Räumlichkeiten für Gartengeräte  können in den Wall integriert werden.

Die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld bietet für Ehrenfeld und die Stadt Köln eine große Chance, jenseits heute üblicher städtebaulicher Umsetzung. Die Errichtung eines neuen, sozial durchmischten Quartiers, die Kombination aus Wohnen und Arbeiten, Lernen und Erholen sollte unter der Prämisse eines auf die Zukunft ausgerichteten Städtebaus umgesetzt werden.

Köln im Frühjahr 2014

Gartenwerkstatt Ehrenfeld e.V.
info@gartenwerkstadt-ehrenfeld.de