Große Artenvielfalt im Vitalisgarten

Anfang des Jahres trat die Gartenwerkstadt Ehrenfeld e.V. mit der Bitte an den NABU Köln heran, ob es nicht möglich wäre, die vorkommenden Wildbienen-Arten des von der Gartenwerkstadt betreuten Vitalisgarten zu ermitteln. Dieser Garten erhielt schon im Vorfeld von der Stadt Köln die Auszeichnung als Vielfaltsgarten.

Der Kontakt zu unserem NABU Arbeitskreis Entomologie wurde bald vermittelt.
Zumal in dem AK mit Frank Hartfeld ein Spezialist für Stechimmen mitarbeitet, war schon nach einem ersten Besuch im März schnell die Zusage gegeben.
Ohne eine von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Köln erteilte Ausnahmegenehmigung für den NABU AK wäre dies jedoch nicht umsetzbar gewesen, da Wildbienen generell unter Artenschutz stehen. Für die Bestimmung vieler Arten ist allerdings oftmals ein Einfangen und Untersuchung am Mikroskop unumgänglich.
Einmal schon vor Ort, wurde auch nach anderen sogenannten Stechimmen geguckt, worunter – neben den Wildbienen – weitere Gruppen wie Grab-, Falten- oder Goldwespen fallen.

Das Ergebnis zum Jahresende kann sich aus Sicht des AK wohl sehen lassen:
Allein 89 Wildbienenarten tummelten sich im Laufe des Jahres auf den Flächen des Vitalisgartens!
Insgesamt wurden bis jetzt im 127 Stechimmenarten nachgewiesen, darunter allein noch weitere 19 Grabwespen-, 11 Faltenwespen- und 6 Goldwespen-Arten.


Grund hierfür sind sicherlich die vielfältigen Pflanzen- und Nistangebote auf dem Gelände. So sind viele einheimische Arten (Natternkopf, Resede, Zaunrübe, Ziest, Flockenblume, Disteln, Wilde Möhre…) vorhanden, deren Existenz in den Vitalisgärten sogar bewusst belassen bzw. gefördert wird.
Neben den „üblichen“ Nisthilfen sichert auch die vorhandene und belassene Strukturvielfalt, dass sich die in Mehrheit im Boden nistenden Wildbienen anscheinend wohlfühlen.

In dieser Wildbienen-Liste finden sich allein 22 – also ¼ – an Arten, die für ihre Brut auf ganz spezielle Pollenquellen angewiesen sind. Solche Spezialisten nennt man auch oligolektische Arten.
So fanden sich allein 4 Arten, die für ihre Brut auf Glockenblumen angewiesen sind.
Eine dieser Wildbienen – die Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) – galt bisher sogar als ausgestorben für Köln (letzter Fund für Köln war 1940)! In den letzten Jahren gab es jedoch schon Wiederfunde dieser Art aus dem Bonner Raum, so dass der Fund nicht ganz überraschend war.
Dieser Zuzug nach Norden ist ein Phänomen, das sich bei den letzten Jahren für eine Reihe der wärmeliebenden Insekten feststellen lässt – bis hin zu Erstfunden für NRW.
Und viele Stechimmenarten sind halt wärmeliebend.

Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) Foto: Thierry Heigold


Neben den Wildbienen wurden auch andere Verwandte der Stechimmen mit untersucht:
So war ein weiterer besonderer Fund eine seltene, winzige Faltenwespe – die Königliche Rasenwespe (Leptochilusregulus). Sie ist ebenfalls ein Zuwanderer aus dem Süden (der Erstfund für Köln/NRW war erst in 2022).

Besonders erwähnenswert ist noch der Fund einer Grabwespe – der Nachweis des Auen-Fliegenjägers (Ectemnius fossorius). Es handelt sich wohl um einen Erstfund für NRW dieser auch im sonstigen Deutschland als extrem seltenen bewerteten Art! Diese Art ist kein typischer Zuwanderer.

Durch intensive Nachsuche im kommenden Jahr ließe sich sicherlich die Artenanzahl in der Liste nochmals etwas steigern – die Auszeichnung als Vielfaltsgarten dürfte aber auch jetzt schon untermauert sein.

Text: Frank Hartfeld vom NABU