Besuch aus Lima

Am 20. Juni 2024 besuchen wir die Gartenwerkstatt in Ehrenfeld. Zu Besuch sind Yeffel Pedreros und Freyre Pedraza aus der peruanischen Hauptstadt Lima, die bei der Misereor-Partnerorganisation CENCA arbeiten. Außerdem bringen sie sich aktiv bei der Plattform für urbane Landwirtschaft in Lima ein. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Verbesserung der Lebensbedingungen für besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen in der Stadt.

Lima ist mit 10 Millionen Einwohner*innen weltweit die zweitgrößte Stadt, die in der Wüste liegt – und trotzdem haben sie es geschafft unter erschwerten Bedingungen die urbane Landwirtschaft zu verbreiten, die für viele Bewohner*innen einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit und eine ausgewogenere Ernährung leistet. Beim Besuch konnten wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede der urbanen Landwirtschaft in Köln und Lima feststellen. Im Folgenden teilen die beiden Gäste ihre Reflexionen und Eindrücke zur urbanen Landwirtschaft und der Gartenwerkstatt:

Besuch aus Lima in der Gartenwerkstadt

Für die Entstehung vieler Städte auf der ganzen Welt war die urbane Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Die meisten urbanen Zivilisationen entwickelten sich aus Gebieten, in denen Landwirtschaft betrieben werden konnte. Im Laufe der Zeit wurden die landwirtschaftlichen Aktivitäten jedoch gänzlich in das Umland und die ländlichen Gebiete verlegt, während die städtische Entwicklung insbesondere durch große Bauprojekte und eine Landschaft aus Zement und Stahl geprägt wurden.

Heutzutage stellen die klimatischen Veränderungen, die Anfälligkeit der Ernährungssysteme und Gesundheitskrisen neue Herausforderungen für das menschliche und ökologische Wohlergehen dar. Die Landwirtschaft ist unverzichtbar, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Als notwendige Tätigkeit für das menschliche Überleben kann sie jedoch nicht von den Städten und ihren Verbraucher*innen losgelöst betrachtet werden.

Es ist inspirierend zu sehen, wie Oasen der Lebensmittelproduktion in Städten auf Dächern, auf Freiflächen und in Wohnhäusern entstehen. Sie führen die Menschen wieder näher an die Natur heran und verbinden sie mit ihr. Sie holen die Landwirtschaft an ihren Ursprungsort, die Städte, zurück, um damit auf die Unwägbarkeiten des Klimawandels und der Ernährungsunsicherheit zu reagieren. Außerdem tragen sie zu unserer Gesundheit bei.

Dies wird deutlich, wenn man einen Garten wie den der Gartenwerkstatt in Ehrenfeld betritt und dieses Umfeld riechen und genießen kann. Mit einem agrarökologischen Ansatz wird hier geerntet, es werden soziale Beziehungen gestärkt und wieder eine Verbindung zur Erde und der ökologischen Landwirtschaft in der Stadt hergestellt. Wer die Gartenwerkstatt in Ehrenfeld betritt, betritt ein kleines Paradies in der Stadt. Ein Ökosystem, das aus der solidarischen und kollektiven Arbeit von Frauen und Männer in Köln entstanden ist.

Blumen im Gartenbahnhof Ehrenfeld

Der seit 2015 entstandene Garten besteht aus vier durch pflanzliche Barrieren getrennte Anbauflächen und basiert auf den Prinzipien der Agrarökologie. Mittwochs und samstags trifft man sich hier zum Pflanzen, Ernten, Jäten, Beschneiden und zum Fangen hungriger Insekten, wie Schnecken und natürlich zum Austausch und Genießen.

Birgitt erklärt unsere Anbaupläne

Die Initiative wird durch einige wenige Zuschüsse, die Unterstützung von Partnerorganisationen und die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder getragen. Das jüngste Mitglied ist 2 Jahre und das älteste 75 Jahre alt. Neben dem Anbau von Gemüse, Blumen und Obstbäumen beherbergt die Grünanlage auch diverse Tierarten, wie z. B. quirlige Frösche, scheue Siebenschläfer, Singvögel und bald auch Honigbienen.

Kleines Paradies

Was ist die Motivation, sich für die Erhaltung dieses kleinen Paradieses einzusetzen? Die Liebe für den direkten Kontakt mit der Pflanzenwelt, mit dem Leben und untereinander. Kurz gesagt: Die urbane Landwirtschaft nährt nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Beziehung zur Natur und unser kollektives Wohlbefinden. Sie erinnert uns daran, dass inmitten von Beton und Hektik, die Erde unsere wichtigste Lebens- und Nahrungsquelle bleibt.

Besuch im Garten

Autor*innen: Yeffel Pedreros und Freyre Pedraza (CENCA)

Übersetzung + Einleitung: Clara-Luisa Weichelt (Misereor)

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